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Oftersheimer "Villa rustica" Blickfang in Mannheimer Sonderausstellung (7.3.16)

Rubrik:

Allgemein

Herausgeber:

Oftersheim (Container)

Ort:

OOL-BotReiss-Engelhorn-Museen Mannheim

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Sonderausstellung in Mannheim mit Villa rustica aus Oftersheim Sonderausstellung in Mannheim mit Villa rustica aus Oftersheim Sonderausstellung in Mannheim mit Villa rustica aus Oftersheim Sonderausstellung in Mannheim mit Villa rustica aus Oftersheim Sonderausstellung in Mannheim mit Villa rustica aus Oftersheim

Sonderführung durch die neue Ausstellung „Versunkene Geschichte – Archäologie an Rhein und Neckar“ in den Reiss-Engelhorn-Museen (REM) Mannheim

Deutliche Spuren haben einst die Römer in Oftersheim hinterlassen. Das zeigt jetzt eine Sonderausstellung in den Mannheimer REM. Ausgrabungen in den 1960er Jahren brachten in Oftersheim zunächst römische Scherben und Ziegeltrümmer sowie das Bruchstück einer Halbsäule ans Tageslicht. Sie sind Zeugen einer längst vergangenen Geschichte: Im Gewann „Hornungsäcker“ stand einst eine „Villa rustica“, ein römischer Gutshof. Schätzungen zufolge war der Hof vom 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus bewohnt. Bei den Ausgrabungen stellten Wissenschaftler fest, dass diese „Villa rustica“ zwei mit Hypokausten (Warmluftheizungen) ausgestattete Räume, einen gemauerten Keller sowie eine Hoffläche gehabt haben muss. Etliche bunte Wandverputzfragmente wurden ebenfalls sichergestellt.

Die Fundstücke lagerten längere Zeit in den Archiven der REM, bis sie von der Archäologin Dr. Mathilde Grünewald entdeckt wurden und jetzt im Rahmen einer neuen Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt werden können. Die Ausstellung „Versunkene Geschichte – Archäologie an Rhein und Neckar“ ist angelegt wie eine Zeitreise, die die Besucher mit Originalfunden von der Steinzeit über die Bronze- und Eisenzeit sowie die Römerzeit bis ins frühe Mittelalter so in ihren Bann zieht, dass Geschichte lebendig wird.

Ein Hauch von Rom

Durch die Abteilung „Ein Hauch von Rom“ führte jetzt die Kuratorin Dr. Mathilde Grünewald eine Oftersheimer Delegation, bestehend aus Bürgermeister Jens Geiß (mit Frau und Tochter), seinen Vorgängern Helmut Baust und Siegwald Kehder, Kreis- und Gemeinderäten sowie Mitgliedern des Heimat- und Kulturkreises.  Gemeinsam wandelten die Besucher auf einer nachempfundenen Römerstraße, die von Original-Grabsteinen und Stelen flankiert ist. Flaniert man weiter, betritt man den Bereich der Götter und Hausaltare, auch eine Sitzfläche ist ausgestellt, die das römische Theater in Ladenburg darstellt. Hier erläuterte Dr. Grünewald schmunzelnd mit einem Blick auf Bürgermeister Jens Geiß und seine Vorgänger: „Ein Bürgermeister in der Römerzeit hatte es nicht leicht, er musste sogar Geld für seine Arbeit mit bringen und zwar in Cash. Das investierte er dann zum Beispiel in einen Theaterbau.“ Damit hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.

Folgt man weiter dem Verlauf der Römerstraße, kommt man sowohl auf eine römische Taverne als auch auf den Bereich der Oftersheimer Villa rustica zu. Hier zeigen die Ausstellungsmacher, wie die Römer einst in einer solchen Villa gelebt haben - Korbstühle für die Frauen, Liegeflächen für die Männer. Die Wandmalereien sind mit Hilfe der Verputzfragmente rekonstruiert worden. Daneben sind auch Fundstücke der Ausgrabungen ausgestellt, darunter auch ein Stilo, ein Stift, mit dem man auf Wachstafeln schrieb und der ebenfalls in Oftersheim gefunden worden war.

Das Ende der "Villa rustica" in Oftersheim

In der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus kam das römische Reich ins Trudeln, wie Dr. Grünewald dann ausführte. Weil damals römische Soldaten in den Nahen Osten abgezogen wurden, fehlten sie am Oberrhein, in der Folge zogen tausende Germanen nach Westen und machten den hier lebenden Römern das Leben schwer. Dr. Grünewald vermutete, dass der Oftersheimer Landbesitzer damals erkannt haben musste: „Das wird nichts mehr, wir ziehen weg.“. Daraufhin wurde die "Villa rustica" regelrecht dekonstruiert und abgebaut. Die Ziegel wurden vermutlich vom Dach geschmissen, Nägel aus den Holzbalken gezogen, und das teure Bauholz wurde abtransportiert. Das war das Ende der „Villa rustica“ von Oftersheim.

Die Oftersheimer Delegation zeigte sich begeistert und beeindruckt von der Ausstellung und dem lebendigen Vortrag von Dr. Mathilde Grünewald. Bürgermeister Jens Geiß bedankte sich mit einer Flasche "Jubiläumsbier 1250".

Die Ausstellung „Versunkene Geschichte. Archäologie an Rhein und Neckar“ in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim (D5) ist noch bis zum 30. Juli zu sehen. Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) von 11 bis 18 Uhr.