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"Ohne Notunterkünfte geht es nicht" (18.2.16)
Rubrik: | Allgemein |
Herausgeber: | Oftersheim (Container) |
Ort: | Kurpfalzhalle |
Der Rhein-Neckar-Kreis und die Gemeinde haben gemeinsam in der Kurpfalzhalle über die Unterbringung von Flüchtlingen informiert. Mehr als 400 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren erschienen, um zuzuhören und nachzufragen. Auf dem Podium saßen neben Bürgermeister Jens Geiß vier Vertreter des Rhein-Neckar-Kreises sowie drei Vertreter des Asylkreises.
Nach der kurzen Begrüßung durch Bürgermeister Jens Geiß, in der er noch einmal darauf hinwies, dass der Rhein-Neckar-Kreis darauf angewiesen ist, Flüchtlinge in den Kreiskommunen unterzubringen, ergriff Christoph Schauder, Dezernatsleiter aus dem Landsratsamt, das Wort. Er bat um Verständnis, dass oftmals eine rechtzeitige Bürgerinformation, dass Flüchtlinge an bestimmten Orten unterzubringen sind, nicht möglich sei. „Manchmal müssen wir Entscheidungen binnen Stunden treffen, weil einfach viele Flüchtlinge kommen. Unsere Mitarbeiter arbeiten bis über die Belastungsgrenze hinaus, wir haben derzeit dauerhaft den Krisenmodus in Betrieb.“ Er belegte seine Ausführungen mit Zahlen. Im Gesamtjahr 2014 seien in Deutschland 22.000 Flüchtlinge registriert worden. Allein im November vergangenen Jahres waren es knapp 40.000. Die Lage sei nach wie vor angespannt, Besserung nicht in Sicht, man sei gezwungen, auch auf Gewerbehallen als Unterkünfte zurückzugreifen, um Obdachlosigkeit zu verhindern. Ohne Notunterkünfte gehe es nicht. Kreisordnungsamtsleiter Stefan Becker warb um Verständnis, dass es für die Flüchtlinge in solchen Unterkünften wie in der Gewerbehalle in der Hardtwaldsiedlung nicht einfach sei. „Der Unmut der Männer, die ohne ihre Familien hier sind und gegen Lagerkoller kämpfen, begegnet auch den Mitarbeitern des Kreises.“ Da aber das Land weiterverteile, ob man Unterkünfte habe oder nicht, müsse auch der Kreis handeln. Weitere Unterkünfte in anderen Kreiskommunen seien geplant, auch sollen Containeranlagen errichtet werden.
Hilfe von Profis und Ehrenamtlichen
Christoph Kölmel vom Landratsamt erläuterte, welche Arbeit die Sozialarbeiter leisten: von der Sozialberatung über Rückkehrberatung bis hin zum Konfliktmanagement. Es fehle allerdings an Kapazitäten, der Markt für Sozialarbeiter sei leer gefegt.
Heidi Joos berichtete im Anschluss von der Arbeit des Asylkreises, die reiche vom Deutschunterricht über eine Teestunde bis hin zu einer Kinderspielstunde. Ab März soll es noch einen Nähtreff im evangelischen Gemeindehaus geben. Lisa Thielsch, im Asylkreis für den Bildungsbereich zuständig, berichtete, dass für den Deutschunterricht noch Lehrkräfte und Räumlichkeiten gesucht werden. Dennis Richter, im Asylkreis für die Freizeitgestaltung in der Halle zuständig, beschrieb die bisherigen Aktivitäten, von Ortsbegehungen über Trommelkurse bis hin zur Kleiderausgabe. Das Motto sei: man wolle mit den und nicht für die Flüchtlinge arbeiten.
Antworten auf Fragen der Bürger
Zum Schluss eröffnete Peter Wojcik vom Landratsamt die Fragerunde für die Besucher. Es wurden Fragen gestellt wie „Was wird für die Sicherheit getan?“, „Ist die Kriminalitätsrate gestiegen?“ oder Sorgen geäußert wie „Ich sehe Flüchtlinge mittags Bier trinken vor dem Friedhof. Das ist nicht gut.“
Manche Frage beantwortete auch Hubert Böllinger, der Leiter des Polizeireviers Schwetzingen. Sein Appell: „Rufen Sie die Polizei an, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Etwa wenn Frauen belästigt werden. Das ist unsere Arbeit. Wir stellen Personalien fest und leiten sie bei Bedarf auch an das Landratsamt weiter.“ Die Lage in Oftersheim sei allerdings nach wie vor sicher.
Vereinzelte Unmutsäußerungen, die Stefan Becker mit den Worten „Sie stellen Flüchtlinge unter Generalverdacht. Das geht nicht“ quittierte, erregten auch Missfallen bei Bürgerinnen und Bürgern. Eine Oftersheimerin beschrieb schließlich, wie man gegen Ängste vorgehen könne. Sie unterrichte seit September zwei junge Flüchtlinge in der deutschen Sprache. Eines Tages hätten die beiden am Gartenzaun gestanden, man sei ins Gespräch gekommen, seither seien sie regelmäßig zu Gast, auch bei Festen. Es könne helfen, Flüchtlinge mit offenen Armen aufzunehmen.